Biogasgewinnung im ländlichen Raum

Laut einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) haben immer noch über 1,3 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt keinen Zugang zu bezahlbarer und nachhaltiger Energie. Gleichzeitig wurde geschätzt, dass der Energiebedarf aufgrund des Bevölkerungswachstums innerhalb der nächsten Jahrzehnte um 50% steigen wird. Im globalen Süden ist diese Situation sogar noch schlimmer, nur 58 % der städtischen Bevölkerung hat Zugang zu Energie. Darüber hinaus wurde berichtet, dass über 600 Millionen Bewohner in den ländlichen Gebieten und Holz bzw. Holzkohle für die tägliche Energieerzeugung nutzen. Die Umstellung auf die Nutzung erneuerbarer und nachhaltiger Energieträger, wie z. B. Biogas aus der Vergärung organischer Abfälle, würde in vielen Fällen zu einer deutlichen Reduzierung der Luftverschmutzung in Innenräumen und zu gesundheitlichen Verbesserungen sowie zu Zeit- und Kosteneinsparungen führen. Die Nutzung von Biogas kommt der gesamten Gemeinschaft zugute, da das Heizen und Kochen im Haushalt auch eine bedeutende Emissionsquelle in den Innenräumen darstellt.

Einerseits ist die Bewältigung der Herausforderungen, die der Zugang zu erschwinglicher und nachhaltiger Energie mit sich bringt, ein hochkomplexes und verflochtenes Thema. Andererseits gibt die Notwendigkeit einer verbesserten Effizienz Anlass zu einer netzunabhängigen Umsetzung für einen erschwinglichen Zugang zu nachhaltigen Energieträgern und zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen. Daher zielt dieses Projekt darauf ab, maßgeschneiderte und belastbare Konzepte für ländliche Gemeinden in Ländern des globalen Südens zu entwickeln, um anfallende biologische Abfallströme, wie z.B. tierische Exkremente, Ernterückstände, Bioabfall und Klärschlamm, zur Biogasgewinnung zu nutzen und direkt vor Ort als Energieträger zu nutzen. Diese Forschung ist Teil des TUM SEED Centers und wird mehrere Fallstudien erstellen, die zeigen, dass auch mit relativ einfachen Methoden eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität in ländlichen Gebieten erreicht werden kann:

  • Bereitstellung von Biogas als erneuerbarer Energieträger zum Kochen, Heizen, Kühlen (von Waren) und zur Stromerzeugung,
  • Verringerung der Abholzung und Verhinderung der Luftverschmutzung in Innenräumen durch den Ersatz von Brennholz durch erzeugtes Biogas, einschließlich sozialer Vorteile durch den Wegfall des Sammelns von Brennholz,
  • Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität durch den Einsatz von organischem Dünger, der ebenfalls im Biogasprozess anfällt,
  • Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch eine kontrollierte Freisetzung von Methan aus den organischen Abfallströmen im Fermenter.
Projektleiter Prof. Dr.-Ing. habil. Konrad Koch
Sachbearbeiter Mohammad Bardi, M.Sc.
Finanzierung DAAD
Kooperation TUM Seed Center

 

Publikationen

2023

  • Bardi, Mohammad Javad; Mutunga, Jackline M.; Ndiritu, Hiram; Koch, Konrad: Effect of pyrolysis temperature on the physiochemical properties of biochar and its potential use in anaerobic digestion: A critical review. Environmental Technology & Innovation 32, 2023, 103349 mehr…
  • Bardi, Mohammad Javad; Vinardell, Sergi; Astals, Sergi; Koch, Konrad: Opportunities and challenges of micronutrients supplementation and its bioavailability in anaerobic digestion: A critical review. Renewable and Sustainable Energy Reviews 186, 2023, 113689 mehr…

2022

  • Bardi, Mohammad Javad; Mahmood, Ammad; Lippert, Thomas; Bandelin, Jochen; Koch, Konrad: Stimulating effect of hydrostatic pressure on ultrasonic sewage sludge treatment for COD solubilization and methane production. Bioresource Technology 348, 2022, 126785 mehr…