Dezentrale nachhaltige Stadtentwässerungssysteme - Entwicklung eines Regenwasserbehandlungssystems für Schadstoffe aus verschiedenen Quellen in Wohngebieten

Die Nachverdichtung von Städten und die damit verbundene Flächenversiegelung verstärkt den Hitzeinsel-Effekts und die Abflussproblematik bei Starkregenereignissen. Innovatives Regenwassermanagement soll genau diese Probleme minimieren. Großvolumige Regenwasserzisternen zur Multi-Use-Nutzung, werden durch die Gründach-, Fassaden- und Verkehrsflächenabflüsse des Quartiers gespeist. Die im Regenwasser gespeicherte Energie versorgt ein kaltes Nahwärmenetz je nach Bedarf mit Wärme oder Kälte, in Kombination mit einer geothermischen Anlage ist die Wärme- und Kälteversorgung des Quartiers so ganzjährig gesichert. Ebenso soll das Regenwasser zur Bewässerung der Grünanlagen verwendet werden was sowohl den urbanen Wasserkreislauf durch vor Ort Versickerung stärkt als auch dem Hitzeinsel-Effekt durch Verdunstung entgegenwirkt.

Um das Regenwasser für diese Zwecke zu nutzen muss es aufbereitet werden. Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München wird in enger Zusammenarbeit mit der „FRÄNKISCHE Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG“ an einer dezentralen Regenwasserbehandlungsanlage zur Aufbereitung von urbanen Regenwasserabflüssen forschen. Dies ist ein Novum da bisher die verschiedenen Abflüsse entweder direkt dem Oberboden zugeführt wurden (Fassaden und einige Dachformen), oder separate aufbereitet wurden. Das Ziel des Projektes ist die Festlegung eines Substratgemisches zur Behandlung von Verkehrs-, Fassaden- und Gründachabflüsse. Im Fokus steht hierbei die simultane Behandlung von Bioziden, Schwebstoffen, Schwermetallen, Nährstoffen sowie organischen Schadstoffen.

In letzter Zeit sind Biozide aus Fassaden und Gründächern als potenzielle Gefahr für die Umwelt in den Mittelpunkt gerückt. Insbesondere Biozide aus Dachbegrünungen gewinnen aufgrund der zunehmenden Anzahl von Dachbegrünungen in städtischen Gebieten an Interesse in der Wissenschaft. Die SWW untersucht in Zusammenarbeit mit der „Optigrün international AG" den Einfluss von Verweilzeit und Dachbegrünung auf das Auswaschungsverhalten von Bioziden. In einem weiteren Versuch werden beide Partner die Leistungsfähigkeit verschiedener Gründachsysteme bei der Behandlung von Siedlungsabflüssen testen.

 

Projektleiter Prof. Dr. Brigitte Helmreich
Sachbearbeiter Daniel Nieß, M.Sc.
Finanzierung Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Kooperation

Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & CO. KG Optigrün International AG