Multifunktionale Versickerungsmulden im Siedlungsraum

Die rasant fortschreitende Urbanisierung und daraus resultierenden Nachverdichtung und Neuerschließungen führt in urbanen Räumen zu einer starken Verdrängung von Grünflächen durch Flächenversiegelung mit negativen Effekten auf den lokalen Wasserhaushalt, der Biodiversität und das Mikroklima. Durch die global beobachteten Klimaveränderungen intensivieren sich die negativen Auswirkungen durch die zunehmende Flächenversiegelung.

Neben der Veränderung des lokalen Wasserhaushalts führt die Versiegelung von Flächen zur stofflichen Belastung von urbanem Niederschlagswasser mit einer Reihe von Schadstoffen in umweltrelevanten Konzentrationen, hierbei sind besonders Schwermetalle von Verkehrsflächen und Metalldächern sowie Biozide aus Baumaterialien zu nennen. Eine Möglichkeit, partikuläre und auch gelöste Schwermetalle zurückzuhalten, dabei aber die Blau-Grüne Infrastruktur im Siedlungsraum gleichermaßen zu unterstützen, ist der Einsatz der bewachsenen Bodenzonen von Versickerungsmulden.

Bisher lag der Schwerpunkt von Versickerungsmulden auf der Entwässerung, nicht auf dem Schadstoffrückhalt. Ebenso wurden Versickerungsmulden i.d.R. nur mit Rasensaat begrünt, so dass die Akzeptanz zur Integration in den Siedlungsraum bei der Planung niedrig lag. Der Bedarf nach einer Multifunktionalität – Entwässerungssicherheit, optimierter Schadstoffrückhalt sowie verbesserte Pflanzenvielfalt durch an das Klima angepasste heimische Pflanzen – ist daher hoch.

Ziel ist nicht nur die Entwicklung eines verbesserten siedlungswassertechnischen Versickerungssystems, sondern auch ein optimiertes Pflanzen- und Tierhabitat (vgl. Abbildung). Die Forschung an angepasster und geeigneter Bepflanzung wird hierbei von Mitarbeitern der HSWT übernommen. Am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft (SWW) wird die Entwicklung einer geeigneten und optimierten bewachsenen Bodenzone mittels Substratbeimengung fokussiert. Im ersten Halbjahr 2021 sind weitestgehend die Laborversuche zum Schadstoffrückhalt von unterschiedlichen Substraten abgeschlossen worden. Im Juli 2021 wurde sowohl an der HSWT als auch am SWW halbtechnische Versuche im Freigelände mit Bepflanzung zur Untersuchung der stofflichen Belastung und Betriebsstabilität aufgebaut (vgl. Abbildung). Die Versuche konzentrieren sich am SWW auf die Entwässerungssicherheit und den Schadstoffrückhalt von Schwermetallen und Bioziden aus Verkehrsflächen-, Fassaden- und Dachflächenabflüssen. Im Frühjahr 2022 ist die Pilotierung im Siedlungsraum geplant mit den bewährten Boden-Substratgemischen und verschiedener Bepflanzung aus den halbtechnischen Versuchen im Freigelände. Zusätzlich wird eine Baumrigolen mit den Boden-Substratgemischen in der Pilotierung mit betrachtet. Dieses Forschungsprojekt bildet damit die Grundlage für einen zukünftigen Leitfaden für Betreiber und Planer aus welchem dann die ökologischen und ökonomischen Vorteile, sowie der Aufwand für den Unterhalt ersichtlich werden.

Das Forschungsvorhaben läuft im Zeitraum von November 2020 bis September 2023.

Projektleiterin Prof. Dr. Brigitte Helmreich
Sachbearbeiterin Philipp Stinshoff, M.Sc.
Finanzierung Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)
Projektpartner

Professur für Pflanzenverwendung, Institut für Ökologie und Landschaft (IÖL), Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Prof. Dr. Swantje Duthweiler

Bodeninstitut Johannes Prügl