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Einblicke in die Abschlusskonferenz von „Grüne Stadt der Zukunft“: Quartiere klimaresilient planen

Am 6. November präsentierte das Projektteam von „Grüne Stadt der Zukunft" Ergebnisse aus fünf Jahren Forschung und Entwicklung sowie Umsetzung und Verstetigung.

Aktuelle sowie ehemalige Mitarbeitende des interdisziplinären Projektteams „Grüne Stadt der Zukunft“, Foto: Roland Reitberger

Städte leiden zunehmend unter Hitze und Starkregen. Ausreichend Stadtgrün ist für die Klimaanpassung entscheidend – doch gerade in wachsenden Städten kommt es zu Baumfällungen und Versiegelung. Wie lassen sich Grünflächen in die Stadtplanung integrieren und Nutzungskonflikte minimieren? 

Am 6. November 2023 kam das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" zu einer Abschlusskonferenz zusammen, um die Ergebnisse aus fünf Jahren Forschung und Entwicklung sowie Umsetzung und Verstetigung zu präsentieren. Die Veranstaltung wurde von 130 Teilnehmenden vor Ort und 240 Personen im Livestream verfolgt. Das interdisziplinäre Projektteam von der Landeshauptstadt München, der Technischen Universität München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) stellte Best Practices und Empfehlungen zusammen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

 

„Dem Projekt ist es gelungen , theoretische Forschungsansätze anhand von Reallaboren praktisch zu erproben und hervorragend in die Planungsprozesse vor Ort zu integrieren. Die Ergebnisse haben aufgrund der hohen Umsetzungsrelevanz einen großen Mehrwert und motivieren, Klimaresilienz weiterhin verstärkt in die Stadtentwicklungsplanung zu integrieren. Darüber hinaus konnten nicht nur wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung von Klimaresilienz in Neubauquartieren gewonnen werden, auch für Bestandsquartiere werden zahlreiche praxisnahe Handlungsoptionen aufgezeigt, die Eingang in unsere Arbeit finden werden.“ 

Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk

„Die Auswirkungen des Klimawandels, die knappen Flächenressourcen und die gleichzeitige Wohnraumbeschaffung stellen große Herausforderungen für wachsenden Städte wie München dar. Deshalb sind solche interdisziplinären Forschungsprojekte so wichtig, um gemeinsam eine klimaresiliente und lebenswerte Stadt für die Münchner:innen gestalten zu können. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden in die Erarbeitung städtischer Standards und Prozesse einfließen.“ 

Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutz

 

Mehr Grün durch Stadtplanung, Quartiersarbeit und Aktivierung der Stadtgesellschaft
Um mehr Grün in die Stadt zu bringen, untersuchten die Forschenden einerseits unterschiedliche Planungsprozesse und Quartierstypen sowie die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen zur Klimaresilienz. Andererseits analysierten sie zentrale Akteure, deren Erwartungen und Nutzungskonflikte etwa zwischen Parkplätzen und Grünflächen. Auf dieser Basis entwickelte das Forschungsteam praxisorientierte Hilfestellungen für Stadtplanende zu verschiedenen Klimaanpassungsmaßnahmen.

Stadtplanung für eine „Grüne Stadt der Zukunft"
Die Forschenden zeigten verschiedene Wege auf, um Grünflächen in die Planung zu integrieren. Hierfür müssen Stadtverwaltungen abteilungsübergreifend und ergebnisorientiert zusammenarbeiten. Strategisch ist zu empfehlen, Personal bereitzustellen, um die vorhandenen Ressourcen zu erweitern. Für die Integration von Stadtgrün stehen beispielsweise Förderprogramme des Bundes und der Länder zur Verfügung, wie etwa die Städtebauförderung. Dabei sollten nicht nur Neubauten im Mittelpunkt stehen, sondern auch Bestandsbauten und Gewerbegebiete.

Zentral ist, Grünflächen frühzeitig in städtebauliche Wettbewerbe einzubringen, wofür das Projekt eine Anleitung erarbeitet hat. Dazu erklärte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard: „Klimaanpassung ist kein ‚nice to have' mehr, sie muss auch in Planungswettbewerben berücksichtigt werden. Deswegen ist das Projekt 'Grüne Stadt der Zukunft' so wichtig." In der abschließenden Diskussion waren sich alle einig: In den städtebaulichen Wettbewerben seien nicht die design-aufwändigsten Entwürfe zu unterstützen, sondern die klimaresilienten.

„Grüne und graue" Maßnahmen für die Siedlungsentwicklung
Unter „grüne Maßnahmen" fällt jede Art von Stadtgrün – vom Baumerhalt bis zur Dachbegrünung. Solche Maßnahmen werden in den Stadtparlamenten oft lange diskutiert. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" durch seine Forschung wissenschaftlich belegt, welche grüne Maßnahme unter welchen Bedingungen die meiste Wirkung entfaltet.

Besonders effektiv für das städtische Mikroklima ist es, den vitalen Altbaumbestand zu erhalten und Grün- sowie Freiflächen zu schaffen. Darüber hinaus mindern auch neue Baumpflanzungen, Gebäudebegrünung an Fassaden und Dächern sowie der Einsatz erneuerbarer, emissionsfreier Energien die Überhitzung. Stadtverwaltungen können zudem mit Kaltluftbahnen für nächtliche Abkühlung sorgen und den ruhenden und fließenden Verkehr so steuern, dass Stadtbäume und Grünflächen besser erhalten werden. Ebenfalls sind „graue Maßnahmen" in den Blick zu nehmen, also bauliche Maßnahmen an Gebäuden und im Quartier. Dazu gehören zum Beispiel die Entsiegelung von Parkplätzen und Innenhöfen, eine ökologische Baustoffauswahl, eine Nachverdichtung durch Aufstockungen anstatt durch ebenerdigen Neubau. Zudem senkt eine kompakte Bauweise den Heizungsbedarf.

Aktivierung der Stadtgesellschaft für mehr Grün in der Stadt
Die Grüne Stadt der Zukunft kann nur realisiert werden, wenn alle verantwortlichen Akteure an einem Strang ziehen. Mit welchen Formaten Kommunen mit den Zielgruppen vor Ort in einen produktiven Austausch kommen, hat das IÖW erforscht. Zu analysieren ist zum Beispiel, was die verschiedenen Akteure motiviert: Fachliches Interesse lässt sich mit Wettbewerben und Ausstellungen ansprechen, demgegenüber fühlen sich Anwohnende mit lokalem Bezug durch Nachbarschaftsfeste oder einen geführten Stadtspaziergang angesprochen. Bei Unternehmern und Geschäftsleuten ist es wichtig, für Reputationsgewinne zu sorgen. Das Projekt stellt in einem Leitfaden verschiedene Aktivierungsformate vor, die Stadtplanenden mit der Bevölkerung durchführen können.

Auch Zukunftsbild-Prozesse eignen sich, um sich über grünere Quartiere auszutauschen und ins Handeln zu kommen“, sagt Johannes Rupp vom IÖW. Betroffene Akteure wie Anwohnende, Vereine, Hauseigentümer:innen oder Gewerbetreibende können eine gemeinsame, positive Vision entwickeln, wie ihr Quartier klimaresilient und lebenswert gestaltet werden soll. Das Forschungsprojekt führte in verschiedenen Münchner Quartieren moderierte Prozesse für die Entwicklung von Zukunftsbildern durch.

Als Teil der „Leitinitiative Zukunftsstadt“ förderte das BMBF das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" innerhalb der Fördermaßnahme „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" in drei Phasen von 2018 bis 2023 mit insgesamt rund 3,5 Millionen Euro.

Weiterführende Links:

  • Die während der Veranstaltung gezeigten Präsentationen finden Sie hier.
  • Die bereits fertigen Checklisten, Leitfäden und Steckbriefe finden Sie hier.
  • Im Januar 2024 wird die Website www.gruene-stadt-der-zukunft.de mit allen Produkten veröffentlicht.
  • Ergebnisse aus der ersten Projektphase finden Sie hier.