Praxiserfahrung zum Umgang mit dezentralen Behandlungsanlagen für Verkehrsflächenabflüsse
Im Zuge des vorausschauenden Wassermanagements werden Niederschlagsabflüsse von Verkehrsflächen regelmäßig vor Ort versickert. Aufgrund von verkehrsbedingten Emissionen, atmosphärischen Verunreinigungen und temporären punktuellen Einträgen (Unfall/Baustelle/Veranstaltung) können diese zum Teil stark mit Schwermetallen und organischen Stoffen verunreinigt sein. Eine Kontamination des Boden-/Grundwassersystems wird bei Versickerung durch die natürliche Reinigungswirkung des bewachsenen Oberbodens wirksam verhindert. Im urbanen Raum muss diese Schutzfunktion jedoch oftmals auf engstem Raum mit technischen Lösungen in Rinnen und Schachtbauwerken der Entwässerung erwirkt werden. Die Herausforderung dabei: Die Anlage muss durchlässig genug sein, damit das Wasser nicht zurückstaut und der Verkehr auch bei Regen weiter fließen kann. Gleichzeitig muss sie leistungsfähig genug sein, um Boden und Grundwasser auch bei größeren abfließenden Wassermengen ausreichend vor Schadstoffeinträgen zu schützen.
Außer zahlreichen Laboruntersuchungen gibt es jedoch bisher wenige wissenschaftlich dokumentierte Erfahrungen zum Verhalten von dezentralen Behandlungsanlagen im Praxisbetrieb, insbesondere bezüglich der Standzeiten und des Kolmationsrisikos sowie zu Wartung und Betrieb der Anlagen.
Ziel des vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) finanzierten Forschungsvorhaben ist es daher, unabhängige praxisorientierte Untersuchungen an dezentralen Behandlungsanlagen mit Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT) durchzuführen. Hierzu werden in der Landeshauptstadt München drei Behandlungsanlagen (zwei Schacht- und ein Rinnensystem) mit verschiedenen Wirkprinzipien an einer stark befahrenen Straße unter gleichen Einflussbedingungen errichtet und für den Zeitraum von eineinhalb Jahren betrieben, um saisonale Einflüsse für den Betrieb (z.B. Pollen im Frühjahr, Starkregen und Trockenperioden im Sommer, erhöhter Blattanfall im Herbst und Streusalzeinfluss im Winter) zu erfassen. Neben (Schad-)Stoffanfall, -rückhalt und -remobilisierung unter Streusalzeinfluss und Dauer(ein)stau werden betrieblichen Aspekte erfasst und untersucht. Dabei wird ein Monitoring von bisher unzureichend untersuchten Stoffen wie Antiklopfmittel (MTBE/ETBE), Cyaniden aus Streusalzen und Feinpartikeln (AFSfein) integriert. Durch das Forschungsvorhaben werden bayrischen Wasserwirtschaftsämtern fundierte Grundlagen für wasserrechtliche Beurteilungen sowie für die Beratung von Betreibern zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse dienen darüber hinaus der Arbeit und Steuerung verschiedener bundesweit agierender Fachgremien, unter anderem der DWA und des DIBt.
Das Forschungsvorhaben läuft im Zeitraum von Februar 2017 bis März 2020.
Projektleiter | Prof. Dr. Brigitte Helmreich |
Sachbearbeiter | Steffen Rommel, M.Sc. |
Finanzierung | Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Landeshauptstadt München |